Gründerzeitmuseum im Gutshaus Mahlsdorf

Den Beginn der Gründerzeit in Deutschland markieren vor allem zwei historische Ereignisse:
der Sieg über Frankreich im Krieg von 1870/71 und die daraufhin 1871 erfolgte Gründung des Deutschen Reiches.

Die endlich verwirklichte nationale Einheit und die den Franzosen auferlegte Kriegsentschädigung von fünf Milliarden Goldfranc lösten einen Gründerboom von Aktiengesellschaften, Banken und Unternehmen aus, der den nachfolgenden Jahrzehnten den Namen "Gründerzeit" gab.
Die deutsche Wirtschaft erlebte einen märchenhaften Aufschwung, der von einer rasanten Industrialisierung begleitet wurde. Wissenschaft und Forschung blühten auf, die Technik hielt Einzug in viele Lebensbereiche.

Nutznießer dieser Entwicklung war vor allem das Bürgertum, das einen nie gekannten Wohlstand erlangte. Das gesteigerte Bedürfnis nach Selbstdarstellung und Repräsentation fand seinen Ausdruck nicht zuletzt in den Wohnungen. Im Zeitalter des Historismus orientierte man sich bei deren Einrichtung mit zunehmend fabrikmäßig hergestellten Möbeln und kunst-gewerblichen Gegenständen an den großen Kunststilen vergangener Jahrhunderte.

Unter den gleichzeitig auftretenden Neostilen erfreute sich der als national empfundene Stil der sogenannten deutschen Neorenaissance, der an die glanzvolle Geschichte und Kultur des deutschen Städtebürgertums im 16. Jahrhundert erinnerte, besonderer Beliebtheit. Er behauptete sich bis zum Ersten Weltkrieg neben dem um 1900 aufkommenden Jugendstil.